Frühstück mit Meerblick
Die britische Autorin Debbie Johnson ist mir in meiner Online-Bibliothek schon oft aufgefallen. Sie schreibt vorrangig Liebesromane, scheut sich aber auch nicht in das Krimi-Genre einzutauchen. Mich sprechen hauptsächlich die Titel und Cover ihrer Bücher an. Deswegen hatte ich sie tatsächlich schon länger auf meiner EBook-Merkliste.
Wie ich bereits in einer meiner vorherigen Buchbeschreibungen erwähnt habe, bin ich eher der Krimi-Leser. Dabei mag ich nicht unbedingt die harten Thriller, die witzigen und doch spannenden Krimis (z.B. Cozy-Krimis) sind mir am liebsten. Doch manchmal brauche ich eine herzerwärmende Geschichte. Gerade, wenn man viel unter Strom steht und einfach ein wenig heile Welt benötigt.
„Frühstück mit Meerblick“ ist im Mai 2017 im Heyne Verlag erschienen und hat in der Taschenbuchausgabe 432 Seiten. Ihr findet das Buch unter der ISBN 978-3453421981 sicher im Buchladen eures Vertrauens.
Ich möchte euch aber schon hier empfehlen, Taschentücher und, wenn wie bei mir nötig, Brillenputztücher bereit zu halten. Besonders im letzten Kapitel sind bei mir Unmengen Tränen geflossen. Ich bin aber auch echt nah am Wasser gebaut, wie mein Opa immer zu sagen pflegte.
Um etwas zum Schreibstil zu sagen, er ist – ich nenne es mal so – recht flüssig. Es hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass ich in der Geschichte nicht mehr hinterherkomme. Der Roman ist nicht zu kitschig geschrieben, bedient auch keine übertriebenen Klischees. Eigentlich ist es der schönste Liebesroman, den ich bisher gelesen habe. Das hat aber komischerweise nicht mal etwas mit der Romanze der Protagonistin zu tun, sondern eher mit den Geschichten drumherum.
Der „Untertitel“ des Buches lautet:
Wenn dir ein Café nicht nur Kaffee und Kuchen serviert – sondern eine zweite Chance.
Allein Kaffee und Kuchen haben mich schon sehr gelockt. Wer mich kennt weiß, dass meine Blutgruppe A wie Arabica lautet.
Um was geht es?
Die 35jährige Laura Walker aus Manchester hat vor zwei Jahren ihren Mann bei einem tragischen Unfall verloren. Sie kannten sich, seit sie beide 7 Jahre alt waren und sind sich seitdem nicht mehr von der Seite gewichen. Seitdem ist sie mit zwei Kindern (Lizzie und Nate) und dem alten Hund Jimbo (ein Labrador) auf sich allein gestellt. Noch immer komplett in ihrer Trauer um den verlorenen Seelenpartner versunken, beschließt sie, dass sie eine Auszeit braucht. Wie praktisch, dass während der Ferienzeit der Kinder eine Köchin in dem kleinen Küstendorf Budbury gesucht wird. Es wird lediglich erwartet, dass man gute Kochkenntnisse besitzt und ansonsten freundlich zu Mitmenschen ist. Die Bezahlung ist nicht die beste, aber man bekommt die Möglichkeit in einem luxuriösen Cottage zu wohnen. Eine ausführliche Bewerbung ist auch nicht nötig, aber ein Brief, der überzeugt, warum man für diesen Job der oder die Richtige ist.
Laura nutzt die Chance und breitet in dem Schreiben auf sehr emotionale Weise ihr gebeuteltes Leben aus, beschönigt nichts und macht auch nichts schlimmer als es ist. Das war dann wohl die Besitzerin des Comfort Food Café – Cherie Moon – überzeugt. Denn schon bald befinden sich Laura, ihre Kinder und der Hund inkl. einer prallgefüllten Dachbox auf den Weg in die Grafschaft Dorset mit ihrer atemberaubenden Küste. Schon die Fahrt wird zur Wutprobe, denn die Lizzie und Nate sind alles andere als begeistert, die Ferien nicht mit ihren Freunden verbringen zu dürfen. Zudem verläuft die Fahrt nicht ohne Pannen, was die Laune der drei nicht unbedingt verbessert.
In der Cottage Siedlung „The Rockery“ angekommen nimmt das Unheil kein Ende. Sie werden von dem reservierten, aber echt gutaussehenden Tierarzt Matt Hunter begrüßt. Dummerweise reißen beim Ausräumen der Dachbox die nicht sorgfältig gepackten Taschen und Lauras Unterwäsche schießt wie wild durch die Gegend. Ein Teil wickelt sich sogar um den Kopf von Matt. Was für ein toller Einstand.
Am nächsten Tag treffen sie sich mit Cherie im Café und Laura wird mit ihren Aufgaben vertraut gemacht. Sie erhält einen dicken Ordner mit Anweisungen. Vor allem die VIP-Gäste bedürfen einer besonderen Behandlung. Jeder von ihnen hat ein besonderes Lieblingsgericht oder -getränk, welches genauso und nicht anders serviert werden muss. Da sie sich aber ansonsten kulinarisch austoben kann, nimmt sie diese Herausforderung gelassen.
Schon in der ersten Woche trifft sie alle ihre VIP-Gäste und erfährt die teils traurigen Geschichten dahinter. Da ist zuerst einmal Frank, der in die Jahre gekommene Bauer, der jeden Morgen ins Café kommt und jeden Morgen das gleiche Frühstück bekommt. Bacon-Sandwich mit Chutney und Tee. Der Bacon muss fast verbrannt sein und der Tee so stark, dass man einen Löffel darinstehen lassen kann. Genauso isst Frank sein Frühstück seit vielen, vielen Jahren. Im Grunde findet er es nicht mal besonders lecker, aber er hat seine Frau so sehr geliebt, dass er es nie gewagt hätte ihr dies zu sagen. Nach ihrem Tod vor zwei Jahren hat er gemerkt, dass ihm der Geschmack fehlt und seitdem hat Cherie ihm dieses Frühstück täglich serviert. Zudem vermisst er seinen Sohn, der als Chirurg in Australien lebt sehr.
Dann ist da noch irische Sam, der Küstenwächter, der wie ein Surfer aussieht und seine neun Schwestern wahnsinnig vermisst, seit er vor ihren ständigen Bevormundung nach Dorset geflüchtet ist. Er freundet sich relativ schnell mit Lauras Sohn Nate an und nimmt ihn oft mit auf Muschelsuche an den Strand.
Laura lernt auch ihre Kollegin Willow kennen, eine quirlige Person mit Modelfigur und einer ausgefallenen Haarfarbe. Sie ist immer fröhlich und gut gelaunt. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie ihre an Alzheimer erkrankte Mutter Lynnie betreuen muss. Lynnie erkennt oft ihre Tochter nicht und lebt immer noch in der Erinnerung, eine Yogalehrerin zu sein. Nicht selten taucht sie für eine Yogastunde im Café auf und alle spielen mit, bis Hilfe eingetroffen ist. Willow zeigt ihr dann oft Fotos in chronologischer Reihenfolge.
Ganz entzückend finden alle die 90jährige Edie May. Die alte Dame kommt mehrmals in der Woche zum Essen ins Café und nimmt immer, wirklich immer, eine extra Portion für ihren Verlobten mit nach Hause. Niemand hat diesen Verlobten bisher gesehen. Von Cherie erfährt Laura, dass Edie vor vielen, vielen Jahren mit einem jungen Mann verlobt, der dann in den Krieg gezogen und nicht wieder zurückgekehrt ist. Sie hat diesen Verlust nie überwunden. Seitdem lebt sie in dieser Vorstellung weiter, bis heute.
Laura erkennt, was Cherie für diese Menschen tut und ist absolut beeindruckt. Als die erschöpfte Joan frühmorgens ins Café kommt, sieht sie ihr die Verzweiflung an. Sie verwickelt sie in ein Gespräch und erfährt, dass die Frau diese Wanderreise zusammen mit ihrem Mann geplant hat, der plötzlich verstorben ist. Sie hat sich dafür entschieden, diese Reise allein anzutreten, und fühlt sich doch allein. Laura fühlt sich ihr sehr verbunden. Doch sie erlebt nun, wie die Menschen sich gegenseitig unterstützen. Jeder bringt sich ein, um der entkräfteten Frau zu helfen, bis sie erholt genug ist, um weiterzuziehen.
Nun aber zu Laura – und Matt! Die beiden merken schnell, dass sie sich mehr als sympathisch sind. Sie daten sich, verbringen Zeit miteinander, helfen sich gegenseitig. Die sexuelle Anspannung ist beinahe nicht mehr auszuhalten und doch halten sich beide noch zurück. Doch jedes Mal, wenn sie planen, sich näher zu kommen, geschieht etwas schreckliches, unvorhersehbares. Cherie stürzt und bricht sich die Hüfte, sodass sie ihr zu Hilfe kommen muss. Da sie nun die Hauptverantwortung für das Comfort Food Café hat, sieht sie, was Cherie im Hintergrund alles geregelt hat. Doch auch hier kann sie sich auf ihre neuen Freunde und vor allem auch auf ihre Kinder verlassen. Die, mittlerweile, auch sehr gut Anschluss gefunden haben und tatsächlich Freundschaften schließen konnten.
Als bei einer erneuten Verabredung nur zu zweit Hund Jimbo friedlich an Altersschwäche stirbt, kommt bei Laura die Trauer um ihren Mann David wieder hoch und sie entfernt sich emotional von Matt. Ihre Schwester Becca erinnert sie zudem daran, zwischen echten Gefühlen und sexuellem Verlangen zu unterscheiden.
Der Sommer und somit auch die Zeit, die sie im Café arbeiten sollte, ist nun bald vorbei. Es bleibt die groß angelegte Geburtstagsfeier von Frank, die in jedem Jahr der Abschluss der Sommersaison bedeutet. Da Cherie immer noch nicht in der Lage ist, sich selbst um die Organisation zu kümmern, überlässt das Ruder Laura. Aus Dankbarkeit und Freundschaft plant sie etwas ganz Besonderes für die Menschen, die ihr mittlerweile soviel bedeuten. Ich verrate nur so viel. Es gibt Familienzusammenführungen und Aussprachen.
Als es Zeit ist die Sachen zu packen, wird sie gebeten zu bleiben. Nicht nur von Cherie, auch die Kinder Lizzie und Nate wollen, dass ihr Leben ab sofort in Budbury stattfindet. Auch Matt unternimmt einen letzten Versuch. Doch Laura bleibt standhaft. Sie sieht ihr Leben weiterhin in Manchester. Oder bildet sich das zumindest ein. Als es bei einem Tankstopp zu einem fürchterlichen Streit kommt, zeigt Lizzie ihr all die Bilder, die sie während ihres Aufenthaltes gemacht hat. Nun erkennt auch Laura, wo ihr wirkliches zuhause ist.
Mein Fazit
An der Länge des Beitrages könnt ihr erkennen, wie sehr mir der Roman und die Geschichte gefallen hat. Diese einzelnen Schicksale, die Träume und Verluste all jener Menschen in dem Café haben mich so sehr berührt, dass ich erschrocken war, wie schnell das Buch ausgelesen war.
Im Grunde gibt es so viele kleine Happy Ends, dass das große von Laura nur nebensächlich ist. Das macht es nicht weniger schön.
Es gibt weitere Geschichten, um das Comfort Food Café, aber die spielen alle eher in der Winter- und Weihnachtszeit. Das passt mir vom Gemüt her noch nicht. Sie stehen auf meiner Merkliste für später.
Warum dieser Roman von mir 5 Sterne bekommt, muss ich nun nicht weiter erläutern.
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